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CAPRI LXIII
Mariel Poppe, Rolf Gesing, Héctor Velázquez Gutiérrez
25.02. - 11.03.06

Die Rücksicht des Ornaments auf das Verbrechen

Rolf Gesings Zeichnungen und auch seine Objekte aus Überbleibseln des Alltags befassen sich mit Transformation, Verfall und Konservierung. Wenn er beispielsweise die festgetretenen Kaugummis von Bahnhofsplätzen abkratzt und als Kleinode präsentiert, nimmt er öffentliches Eigentum in Besitz und überführt diese anonymen, flachen Spuren zu Einzelstücken, die im wörtlichen Sinne erhaben werden.
Aus farbigen Wachs- und Kunststoffmassen stellt Mariel Poppe einen Kosmos fremdartiger Mischwesen her, die sie anschließend fotografiert und auf Wände projiziert. Die Faszination der abgebildeten Figuren liegt in ihrer androgynen Ausstrahlung. Sie erinnern an archaische Lebensformen, die gleichzeitig Tier und Pflanze, männlich und weiblich sind. Trotz ihrer plastisch-illusionistischen Erscheinung im Bild bleiben wesentliche Körpereigenschaften undefinierbar vage. Sind diese Wesen von weicher oder fester Konsistenz, schwer oder leicht, mikroskopisch klein oder monumental groß? Im dunklen, leeren Raum bewegen sie sich jenseits aller Maßstäblichkeit scheinbar schwerelos in selbstgenügsamer Vereinzelung wie illuminierte Monaden.
Auch Héctor Velázquez Gutiérrez’ Arbeiten spielen mit dem Verhältnis zwischen dem Bildhaften und dem Greifbaren. Seine Plastiken ähneln anatomischen Modellen; die vermeintlich gehäuteten Körperteile haben zunächst etwas Schauriges. In den weichen, wohlgeformten Rundungen der Textilobjekte löst sich der Grusel jedoch auf.

 
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Gesing   Velázquez Gutiérrez