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XVII Dominik Lejman: SPRING WITH THE DEPRESSION
05.07. - 13.07.02

Blütezeit der Depression
Eingeschränkte Perspektiven
Depressionen äußern sich in Selbstzweifeln, dem Gefühl der Unzulänglichkeit und der Erschöpfung, in der Furcht vor der Last der Verantwortung und in der Angst vor Missachtung; während der letzten 30 Jahre ist die Zahl diagnostizierter Depressionen in erheblichem Maße gestiegen.
In einer Gesellschaft, die auf dem Konzept der Initiative beruht, mutiert das unternehmerische Regelwerk der Performanz zum Regelwerk der Sozialisation. Das Subjekt ist gehalten, sich ständig neu zu definieren; es gilt, das eigene Leben so einzurichten, als stünde es in der Macht des Individuums, sich nach Bedarf diese oder jene Identität anzueignen.
Darüber hinaus fordert der gegenwärtige Imperativ von uns, selbst Identitäten zu produzieren, statt uns nach vorgegebenen Mustern disziplinieren zu lassen. Er setzt die Fähigkeit voraus, ständig aufs Neue Geschwindigkeit/Flexibilität/Verantwortung/Motivation/Initiative zu beweisen.
Das Selbst steht ständig im Verdacht, zu wenig deutlich Selbst zu sein. Unsere Anfälligkeit für depressive Identitätskrisen resultiert aus der vergeblichen Anstrengung, die erwartete Leistung zu erbringen und ein erfolgreiches ICH erfolgreich zu verkörpern - Wir scheitern an der Aufgabe, das Selbst in einer Kultur neu zu definieren, "die scheinbar keine Tradition und kein moralisches Gesetz mehr präsentiert, und in der an die Stelle des Subjekts im Konflikt zwischen Verbotenem und Erlaubtem allmählich ein Subjekt tritt, das sich stattdessen zwischen dem Machbaren und dem Unmöglichen zu entscheiden hat".

Dominic Lejman (Bearbeitung/Übersetzung aus dem Englischen: Bettina Carl)

       

siehe auch:
http://lejman.art.pl/