XX Geka Heinke
27.09.-05.10.02
"An den drei Fenstern, die das Pendant der symmetrischen Fenster
des Schlafzimmers bilden, sind die Jalousien zu dieser Tageszeit über
die Hälfte heruntergelassen. Das Büro ist also in dämmriges
Licht getaucht, das den Dingen jegliches Relief nimmt. Ihre Konturen sind
hingegen unvermindert scharf, aber das Aufeinander von nah und fern hebt
alle Tiefenwirkung auf, so dass sich die Hände unwillkürlich
vorstrecken, um die Abstände mit grösserer Sicherheit wahrzunehmen."
(aus dem Roman La Jalousie von Alain Robbe-Grillet)Das Serielle, das Ornamentale,
die Langeweile und der Wahn sind in den Bildern von Geka Heinke präsent.
Ihre Malerei wirkt klar und präzise, sie beschreibt dekorative und
praktische Gegenstände aus dem häuslichen Alltag - Tapeten,
Regale und Gardinen. Bei aller Nüchternheit erfährt das Abgebildete
eine bemerkenswerte Transformation. In Geka Heinkes Blick auf Alltägliches
gleicht sich das Funktionale dem Nicht-Funktionalen an, es entwickelt
in der Fragmentierung und Vergrößerung einen neuen Charakter,
so dass sich ein beklemmendes Gefühl der Fremdheit, des Rätselhaften
einstellt.
In CAPRI entspinnen sich eigenwillige Korrespondenzen zwischen dem Ausstellungsraum
und diesen Bildern des absurden Vertrauten: Während Geka Heinke z.B.
Tapetenmuster als in sich vollkommene, ernst zunehmende Formenwelten behandelt,
erhebt die Abwesenheit von Waren CAPRIs leere Treppenpodeste in den Rang
minimalistischer Skulpturen. So ergänzt sich in CAPRI auf unterschiedlichen
materiellen und gedanklichen Ebenen der konkrete Raum mit den fiktiven
Räumen in Geka Heinkes Malerei, und mit ihrer Untersuchung von Form,
Funktion und Bedeutung.
(Bettina Carl)
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