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Bis Oktober 2006 bestand CAPRI als nichtkommerzieller Projektraum in der Brunnenstraße in Berlin-Mitte. 2001 von den Künstlerinnen Ina Bierstedt, Bettina Carl und Alena Meier gegründet, hat CAPRI dort in 71 Ausstellungen neue Arbeiten internationaler junger KünstlerInnen präsentiert.
Das Projekt hat sich immer auch als Teil eines lokalen und internationalen Netzwerkes verstanden, aus dem sich eine Vielzahl von Kooperationen mit Partnerprojekten u. a. in Paris, Amsterdam und Auckland (NZ) ergeben haben.
CAPRI Berlin arbeitet weiterhin als kuratorisch-künstlerisches Kollektiv.

organisiert von:

Ina Bierstedt
Bettina Carl
Alena Meier

 

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I KNOW WHAT YOU DON'T SEE

Einführung:

Eine Ausstellung im Dezember in einer ungeheizten Fabrikhalle erfordert einen besonderen kuratorischen Ansatz, und so ist I KNOW WHAT YOU DON'T SEE ganz auf die Bedingungen der Karlin Studios zugeschnitten. In einer ortsspezifischen Gesamtinstallation verbinden sich vorwiegend plastische und filmische Kunstwerke mit Gartenmöbeln und Wohnwägen zu einem Szenario, das an Campingplätze erinnert.
Beim Campen richtet man unter freiem Himmel wohnzimmerähnliche Räume ein und in diesem Akt offenbaren sich viele der widersprüchlichen Vorstellungen, die unseren Begriff von Natur prägen. 'Natur' ist etwas Verlorenes, das wir aufsuchen, dem wir nicht mehr angehören, das wir kontrollieren und ausbeuten, so sehr wir es auch begehren mögen: ein Bild.

Übergangsstadien, Zwischenräume und die Potentiale der Imperfektion sind zentrale Themen der Ausstellung. I KNOW WHAT YOU DON'T SEE zeigt vor dem atmosphärischen Hintergrund eines Indoor-Campingplatzes Positionen, die sich mit Vorbildern und Klischees auseinandersetzen und dabei sowohl die Perspektive der Künstlerin als auch den Blickwinkel des Betrachters in Frage stellen. Eine künstlerische Aussage ist immer Angebot und Verweigerung zugleich: Etwas wird gezeigt und vieles wird verschwiegen. Der Titel I KNOW WHAT YOU DON’T SEE verweist auf den dialogischen Charakter jeder Identitätsfindung, auch der künstlerischen. Dieser Prozess des Abgrenzens und Vereinnahmens bringt mitunter absurde Momente mit sich, er entfaltet sich in einem Spiel mit dem scheinbar Offensichtlichem, mit unseren Erfahrungen und dem, was unsichtbar bleibt.

Viele Arbeiten in I KNOW WHAT YOU DON'T SEE verhandeln Selbstverortung und Identifizierung als Gesten, die sich in Versuchsanordnungen vollziehen — und die jederzeit fehlschlagen können. Das Wort Krise bezeichnet ursprünglich Intensivierung und Wendepunkt, und weist dabei auf eine Zukunft, die trübe erscheinen mag, aber immerhin offen ist. In Anbetracht eines wahrscheinlichen Scheiterns zeugen die Werke der Ausstellung von der Entschlossenheit, mit Ironie und mit einem gewissen Trotz auf eine krisenhafte Wirklichkeit zu reagieren, deren Brüchigkeit ja immer auch die Möglichkeit eines Aufbruchs in sich birgt.

CAPRI Berlin arbeitet in den Karlin Studios mit vielen Künstlerinnen und Künstlern zusammen, die sich bereits im März 2010 an dem Projekt ICH WEISS WAS DU NICHT SIEHST im Kunstraum Kreuzberg Bethanien Berlin beteiligt hatten.

Bettina Carl/CAPRI Berlin