VI Bettina Carl
07.12. 23.12.01
MONTES SOVIETICI
Installation, 2001
Die Montes Sovietici liegen auf der Seite des Mondes, die nicht von der
Erde aus sichtbar ist, südwestlich des Mare Moskwa. Sie
erhielten ihren Namen, nachdem 1959 die LUNIK 3 erste Aufnahmen der Mondrückseite
geliefert hatte.
Bilder markierten den jeweiligen Vorsprung der beiden Supermächte
im Kampf um die Eroberung des Weltraums. Die bemannten und unbemannten
Expeditionen ins All waren militärische Unternehmungen, deren Erfolg
nur sehr eingeschränkt mit exotischen Trophäen, und schon gar
nicht durch Grenzverschiebungen, erbeutete Panzer oder Kriegsgefangene
zu belegen war. So wurde jeder Etappensieg, jeder Vorstoß in bislang
unerreichtes Terrain dem Feind und der Öffentlichkeit in erster Linie
mit Film- und Fotomaterial zu beweisen versucht.
Mit Hilfe von Bildern wurden Flächen aus dem bodenlosen,
unbegrenzbaren Raum des Alls gemacht, Flächen, die sich unserer Vorstellung
von Territorien, von besitzbaren und kontrollierbaren Feldern annähern
können. Trotz ihres naturalistischen Gestus und ihrer propagandistischen
Funktionalisierung haben die Bilder von Weltraumexpeditionen einen unheimlich-fiktionalen
Charakter - Die meisten vermitteln kaum mehr als eine Ahnung, als das
Eingeständnis der menschlichen Beschränktheit auf das Irdische
und seine Parameter.
In der Auseinandersetzung mit der Ästhetik der Weltraumsouvenirs
bearbeitet MONTES SOVIETICI sowohl absurde als auch politisch relevante
Seiten dieser Phänomene. Die Installation für Capri VI stellt
erste Ergebnisse eines work in progress vor: Die gezeigten Arbeiten haben
vor allem assoziativen Charakter, sie kreisen um die Frage nach der imperialen
Funktion des Abbildens und Benennens, um Wahrheits- und Besitzansprüche.
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